Geschichte
Das Walachenschaf ist ein mittelgroßes Schaf aus der Gruppe der
Zackelschafe und wird auch „mährisches Zackelschaf“ genannt. Mit
dem Volksstamm der Walachen (südliches Rumänien) wanderte es vor
rund 300 Jahren in die mährischen Beskiden (Tschechien) ein und
wurde hier als genügsames Milchschaf gehalten. Die Rasse überdauerte
in isolierter Zucht, bis in den frühen

Zurkanaschafe in Rumänien,
zusammengedrängt vor dem Melken
(Photo: C. Simantke)
1980er Jahren leistungsfähigere
Rassen eingekreuzt wurden. Eine kleine Restpopulation konnte erhalten
werden und bildet den Stamm der heutigen Population in Tschechien
(mährische Walachei) und Deutschland.
Auf nur 8 (2,6) Tieren des
ursprünglichen Typs ist die deutsche Population begründet.
Zackelschafe waren ursprünglich eine in ganz Osteuropa weit verbreitete
Landschafrasse.
In der Zeitschrift für Züchtung, Band XX, Reihe B, „Rassenbildende
Domestikations-Mutationen bei Abkömmlingen von Ovis vignei Blyth
(Ursprung, Werdegang und Verbreitung der Zackel-, Karayaka-,
Kivirzik-, Zigaja-, Merino- und Fettschwanzschafe)“ von Leopold
Adametz, Wien, 1931 heißt es dazu:
„(...) Was die gegenwärtige Verbreitung der Zackelschafe, die
begreiflicherweise in zahlreiche örtliche Formen zerfallen, betrifft,
so erstreckt sich dieselbe über: Griechenland, Dalmatien, Albanien,
Istrien, Bosnien-Herzegowina und Altserbien. Ferner kommt es heute
noch vor in Teilen Mazedoniens, Serbiens, von Kroatien-Slavonien
und in Bulgarien. In Rumänien bildet

Ungarisches Zackelschaf mit
typischer Hornform
(Bildquelle:
Wikipedia)
das Zackelschaf die Reste des
alten Landschafes (z.B. als Stogosch, Tzurkanaschaf bekannt), namentlich
in den Tälern der Karpathen und kommt auch als Tschuschkaqschaf in
Bessarabien vor. Durch rumänische Wanderhirten wurde das Zackelschaf
in sämtliche Teile der Nord- und Ostkarpathen gebracht. Dies gilt
ebenso für die mährischen wie für die polnischen Karpathen, die
Tatra und die Gebirge der Slowakei...
Im eigentlichen Ungarn finden sich Zackel als sogenannte "Raczka"
nur mehr
ausnahmsweise, z.B. auf der Hortopagyer Pusta bei Debrezin. (...)
Wenn man bedenkt, daß vor der Einführung der Merinos und später
anderer fremdländischer Schafrassen in ganz Ungarn, der Moldau
und Walachei nur Zackelschafe das einheimische Landschaf darstellten,
dann ergibt sich hieraus ein großes geschlossenes Verbreitungsgebiet
für die Zackelschafe. (...) In Rumänien und Bulgarien sowie der
europäischen Türkei kommen neben Zackeln und ihren Kreuzungen
auch die noch mit ihnen verwandten Zigaja vor, wenn man von den
einzeln auf türkischem Gebiete vorkommenden aus Kleinasien eingeführten
Fettschwanzschafen (Karamanschafe) absieht. Das geschlossene
Verbreitungsgebiet der eigentlichen Zackelschafe umfasste somit bis
auf die neuere Zeit fast das ganze südöstliche Europa, (...). Wo in
Polen und Mähren die nördlichen Ausläufer der Karpathen enden, hört
das Zackelschaf auf.“ (Zitiert von Christel Simantke)
Wird heute vom Zackelschaf gesprochen, so ist damit meist das ungarische
Zackelschaf gemeint, eine inzwischen ebenfalls vom Aussterben bedrohte Rasse.

Schwarzes ungarisches Zackelschaf mit walachenähnlichen Hörnern
(Photo: A. Deutz)
Gemäß dem ungarischen Archäozoologen
Jànos Matolcsi (1923–1983) hatten die
Schafe, die die Ungarn zur Zeit der Landnahme (Ende 9. Jahrhundert) in
das Karpatenbecken mitbrachten, (bis 1920 stellten die Karpaten die Grenze
Ungarns dar) keine V-förmig gedrehten Hörner, sondern waagrecht um eine Achse
geschraubte.
(Quelle: Wikipedia, http://de.wikipedia.org/wiki/Zackelschaf) Dies deutet darauf hin, dass auch die
ursprünglichen ungarischen Zackelschafe den Walachenschafen sehr viel
ähnlicher sahen als die heutigen. Dafür spricht auch, dass es immer wieder
ungarische Zackelschafe gibt, deren Hörner seitlich gedreht und Walachen-ähnlich
sind.

Der Urial, hier die Unterart Arkal,
ist der Vorfahr der Zackelschafe
(Bildquelle:
Wikipedia)
Alle Zackelschafe stammen vom Wildschaf Urial (auch Steppenschaf) aus
dem westlichen Zentralasien ab.
In Tschechien setzten in den 80er Jahren verstärkt Bestrebungen ein, das
Walachenschaf zu "verbessern", z.B. durch die Einkreuzung von Milchschafen.
Einigen wenigen Züchtern ist der Erhalt des ursprünglichen Typs zu
verdanken. 1987 organisierten die GEH und SAVE einen Transfer von
2 Böcken und 6 weiblichen Tieren von Tschechien nach Deutschland.
Die Tiere wurden hier auf engagierte Züchter verteilt und darauf
beruht unsere heutige Walachenschafpopulation. Zu den ersten Züchtern
gehörte damals schon der Zoologische Garten Karlsruhe, der bis heute an der
Zucht der Walachenschafe festhält.